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fänglich recht langsame Fortschritte machte. England und die Vereinigten
Staaten wandten dem neuen Verkehrsmittel ungleich größeres Interesse zu,
und so kam es, daß die Gesamtlänge der deutschen Eisenbahnen zu Anfang
der vierziger Jahre kaum den fünften Teil von der der nordamerikanischen
Union betrug. Nach und nach kam jedoch der deutsche Eisenbahnbau
etwas mehr in Fluß, wozu die fortschreitende wirtschaftliche Entwicklung
Deutschlands, besonders aber der im Jahre 1847 gegründete Verein deut-
scher Eisenbah 11 verwal tun gen beitrug; sichtbare Fortschritte machte der
Bahnbau im 5. und nach einer längeren Ruhepause im 7. Jahrzehnt,
Leider aber traten dabei häufig kommerzielle oder strategische Gesichts-
punkte in den Hintergrund, weshalb dem deutschen Eisenbahnnetz Ein-
heitlichkeit fehlt,
Mit der Gründung des Norddeutschen Bundes und der Aufrichtung des
Deutschen Reiches waren viele dem Eisenbahnbau lästige Schranken hinweg-
geräumt, und das 1873 gegründete Reichseisenbahnamt konnte nun an die
Aufgabe herantreten, das Eisenbahnwesen mehr und mehr den nationalen
Bedürfnissen des Deutschen Reiches entsprechend zu gestalten. Vieles ist
in dieser Hinsicht seit jener Zeit geschehen, vieles bleibt noch zu tun
übrig, namentlich in bezug auf Verbilhgung der Personentarife. Solange
der Plan, das gesamte deutsche Eisenbahnwesen in den Besitz des Reiches
überzuführen, nicht zur Ausführung gekommen ist, werden sich stets ein-
heitlichen und durchgreifenden Verbesserungen im Bahnwesen lästige
Schranken in den Weg stellen.
Die Gesamtlänge des deutschen Eisenbahnnetzes betrug
am Ende des Jahres 1901 52 710 km und wies damit seit dem
Jahre 1890 eine Steigerung von fast 10 000 km auf. Gegenwärtig
steht das Deutsehe Reich (s. Tabelle auf S. 143) durch die Länge
seines Eisenbahnnetzes an der Spitze aller europäischen Staaten
und übertrifft also auch das europäische Rußland, das zehnmal so
groß ist wie Deutschland und dabei eine Eisenbahnstrecke von
nur 51 409 km hat. In bezug auf Dichtigkeit des Netzes wird es
von Belgien weit, von England nur unwesentlich übertroffen.
Unter den deutschen Staaten stehen Sachsen, Baden und
Württemberg obenan; die geringste Dichtigkeit weist das
bayerische Eisenbahnnetz auf.
Zum Zwecke besserer Übersicht möge das verworrene
deutsche Netz in folgende Gruppen*) zerlegt werden:
1. Die norddeutsche Gruppe,
2. die schlesische Gruppe,
3. die sächsische Gruppe,
4. die mitteldeutschen Gruppen,
5. die süddeutsche Gruppe,
6. die oberrheinische und
7. die niederrheinische Gruppe.
*) Paiüitsche, Geographische Verkehrslehre.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschlands Deutschland Belgien England Sachsen Baden
— Xi —
Tromnau, Kulturgeographie des Deutschen Reiches.
Suppán, C. V., Wasserstraßen und Binnenschiffahrt.
Schwabe, Binnenschiffahrt.
Sympher, Der Verkehr auf deutschen Wasserstraßen.
Paulitschke, Philipp, Geographische Verkehrslehre.
Rasche, Emil, Produktion und Handel.
Lötz, Verkehrsentwicklung in Deutschland. 1800—1900.
Dix, Arthur, Weltwirtschaftsverkehr.
Gebauer, H., Handbuch der Länder- und Völkerkunde.
Andree-Deckert, Handels- unci Verkehrsgeographie.
Jung, E., Weltpostverein.
Jentsch, O., Unter dem Zeichen des Verkehrs.
Statistisches Jahrbuch des Deutschen Reiches, herausgegeben vom Kaiser-
lichen Statistischen Amt.
Thieß, K., Geschichtsabriß der deutschen Schiffahrt im 19. Jahrhundert.
—, Entwicklung der Hamburg-Amerikalinie von 1847—1901.
Sympher, Die Zunahme der Binnenschiffahrt in Deutschland von 1875 bis
1895.
—, Karte des Verkehrs auf deutschen Wasserstraßen im Jahre 1900.
Die Woche, Heft 1. 1904.
Friedrichson, J., Geschichte der Schiffahrt.
Schünemann, C., Norddeutscher Lloyd.
Berichtigungen.
Seite 13, Zeile 20 lies acht statt neun.
„ 53, „ 4 v. u. sind Werra und Fulda zu umstellen.
„ 54, „ 15 lies Eggegebirge statt Erzgebirge.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Extrahierte Personennamen: C._V. Philipp Philipp Emil Lötz Arthur Jentsch Schünemann Lloyd
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Fulda
— 157
3. Die Weltpost.
a. Wie hat sich die Weltpost entwickelt?
Das 19. Jahrhundert, das Zeitalter des Dampfes und der Elektrizität,
hat auf dem Gebiete des nationalen und internationalen Völker- imd Güter-
verkehrs gewaltige Umwälzungen geschaffen. Mit der Gründung des
Weltpostvereins im Jahre 1874 tat die Post jenen kühnen Schritt, der eine
vollständige Neugestaltung dieses Verkehrsmittels im Gefolge hatte. Wie
notwendig gerade auf diesem Gebiete das Eingreifen einer schöpferischen
Hand war, davon überzeugt uns ein Blick in die postalischen Verhältnisse
Deutschlands um die Mitte des 19. Jahrhunderts, noch mehr aber die Be-
trachtung des internationalen Postverkehrs aus jener Zeit.
Deutschland war damals geradezu der Schauplatz postalischer Ver-
wirrung. Kein Wimder, da jeder deutsche Kleinstaat seine eigene Post
hatte. Mehrere Staaten bemühten sich sogar, in den Zentren des inter-
nationalen Verkehrs, wie in Hamburg, Lübeck und Bremen, den Post-
verkehr an sich zu ziehen, ohne Rücksicht auf die Bequemlichkeit für das
Publikum. Hamburg bot in dieser Hinsicht ein geradezu kurioses Bild.
Wer dort seine Postsachen schnell und sicher befördert haben wollte, mußte
»Briefe für Sachsen und einige mitteldeutsche Herzogtümer zur preußischen
Post, Briefe für Braunschweig zur hannoverschen Post, solche ñü Olden-
burg, Bremen und Lübeck zur Hamburger Stadtpost, Briefe nach dem
nahen Lauenburg zur dänischen, Briefe nach der einen Hälfte Österreichs
zur preußischen, nach der andern Hälfte zur Turn- und Taxischen Post
%eben.« *)
Dieses Beispiel mag genügen, um ein Bild von der Verworrenheit
der deutsch-inländischen Postverhältnisse zu geben. Nicht minder schwierig
waren die postahschen Beziehungen zum Auslande. Von Einheitlichkeit
in den Porto- und Gewichtssätzen, von Schnelligkeit und Sicherheit in der
Beförderung der Briefe konnte kaum die Bede sein. Besonders hemmend
für den Auslandsverkehr erwiesen sich die hohen Portosätze, zahlte man
doch für einen Brief aus Deutschland nach Eom 48 oder 68 oder 85 oder
sogar 90 Pfennig, je nachdem er seinen Weg durch Österreich, durch die
Schweiz, über Frankreich oder zu Wasser über Genua nahm. Im Jahre 1860
zahlte man für einen Brief von Berlin nach Edinburg 1 Mark, während er
heute nach der Weltposttaxe nur 20 Pfennig kostet.
Als der eigentliche Begründer der Weltpost verdient der
Generalpostmeister des Deutschen Reiches v. Stephan genannt
zu werden, der die Bedürfnisse des internationalen Verkehrs-
lebens klar erkannte und eifrig bestrebt war, die Kulturstaaten
der Erde zu einer großen Postverkehrsgemeinschaft zusammen-
zufügen. Dieses Verkehrsideal des hochverdienten Staatssekre-
tärs wurde auf dem ersten internationalen Postkongreß zu
Bern im Jahre 1874 durch Abschluß des Weltpostvertrages
und Gründung des Weltpostvereins in die Wirklichkeit um-
gesetzt.
*) Jung, Weltpostverein.
i
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Stephan
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Hamburg Bremen Hamburg Sachsen Bremen Lauenburg Deutschland Frankreich Genua Berlin Edinburg
371
gesetzt waren, hatten sie ihre Faktoreien in das unabhängige Togoland
verlegt, wo ihre Waren steuerfrei aus- und eingingen. Natürlich wurden
die Engländer durch die Umgehung ihres Zollgebietes erheblich geschädigt,
und sie hetzten daher die Häuptlinge im Togolande gegen die Deutschen
auf. Gerade zur rechten Zeit erschien Dr. Nachtigal an Bord der „Möwe"
und schloß am 5. Juli 1884 mit dem Könige von Togo ein Schutz- und
Trutzbündnis ab. Zum erstenmal wurde auf afrikanischem Boden, an der
Sklavenküste, die deutsche Kriegsflagge feierlich aufgezogen.
Das nächste Ziel Nachtigals war Kamerun, wo Hamburger Kauf-
leute Niederlassungen angelegt und ihren Handel zum bedeutendsten des
ganzen Gebietes gestaltet hatten. Auch hier war es höchste Zeit, daß
die „Möwe" anlangte und daß mit den Negern bindende Verträge abge-
schlossen wurden. Denn jeden Augenblick erwartete man die Ankunft eines
britischen Beamten, der die Schutzherrschaft seines Landes verkünden sollte.
Tatsächlich traf ein solcher zwei Tage später als Nachtigal ein, freilich
nur, um zu erfahren, daß er zu spät gekommen sei. Später, 1885,
wurde die Süd- und Nordgrenze des neuen Schutzgebietes nach langen
Verhandlungen mit Frankreich und England bestimmt und gleichzeitig ein
zusammenhängender Küstenstreifen für Deutschland gewonnen. Weil die
in Kamerun ansässigen Kaufleute ebensowenig wie die in Togo die Aus-
übung der Oberhoheit und Verwaltung und die damit verbundenen Kosten
übernehmen wollten, so erhielten beide Kolonien einen Kaiserlichen Gou-
verneur und wurden Reichskolonien.
An der Ostküste Afrikas, vornehmlich im Gebiet des Sultans von
Sansibar, war der deutsche Handel seit den 40er Jahren ebenfalls der
herrschende geworden und übertraf 1874, als der damalige Sultan sein
Land vergeblich unter deutschen Schutz zu stellen suchte, den englischen
Handel um das dreifache. Um ihn noch mehr zu sichern, trat Dr. Karl
Peters, der Sohn eines Pfarrers aus Neuhaus in Hannover, im
April 1884 mit mehreren gleichgesinnten Männern in Berlin zu einer
Gesellschaft zusammen, die sich entschloß, als erste deutsche Gesellschaft
praktische Kolonialpolitik zu treiben, noch ehe die Besitznahme Angra
Pequenas erfolgt war. Sie bereitete in der Stille die Erwerbung Ost-
afrikas vor, und Dr. Peters, Referendar Jühlke, Graf Pfeil und Kauf-
mann Otto reisten unter falschen Namen nach Sansibar ab und drangen
aus diese Weise unbehelligt ins Hinterland ein. Dort schlossen sie in
überraschend kurzer Zeit mit den Beherrschern des Hinterlandes von
Sansibar Verträge ab und gewannen so ein ausgedehntes Gebiet. Peters
kehrte eilends nach Hause zurück und erhielt für seine Gesellschaft am
27. Februar 1885 einen kaiserlichen Schutzbrief, den ersten, den die deutsche
Geschichte kennt. Doch auch in Ostafrika machte sich der feindliche Einfluß
der Engländer geltend. Nachdem aber der Sultan durch den unerwarteten
Anblick eines aus acht Kriegsschiffen bestehenden Geschwaders vor Sansibar
die Macht des Deutschen Reichs fürchten gelernt hatte, erkannte er den
kaiserlichen Schutzbrief an, räumte obendrein der Deutsch-afrikanischen
Gesellschaft den sehr brauchbaren Hafen von Dar-es-Salaam ein und
24*
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Karl
Peters Karl Angra
Pequenas Peters Jühlke Otto Peters
Extrahierte Ortsnamen: Togo Kamerun Frankreich England Deutschland Kamerun Togo Afrikas Sansibar Neuhaus Hannover Berlin Sansibar Sansibar Ostafrika Sansibar Dar-es-Salaam
373
Der Samoa-Archipel war wegen seiner zentralen Lage inmitten der
Inseln des Stillen Ozeans und wegen der üppigen Fruchtbarkeit des Bodens
der Ausgangspunkt und der Hauptsitz der größten kaufmännischen Unter-
nehmung jenes Gebietes, der Deutschen Handels- und Plantagengesell-
schaft für die Südsee, geworden. Der deutsche Handel war der älteste und
bedeutendste und der deutsche Besitzstand an Ländereien der ausgedehnteste und
bestentwickelte des Gebietes. Leider hatte das Reich den rechten Zeit-
punkt für die Besitzergreifung versäumt. England und Amerika dagegen
betrieben die Erwerbung dieser Inselgruppen auf das eifrigste und nutzten
zu diesem Zwecke die Zwistigkeiten aus, die von jeher unter den Ein-
geborenen herrschten. Deutsche Kriegsschiffe wurden nach Samoa gesandt.
Ein furchtbarer Orkan zerschellte im März des Jahres 1889 die deutschen
Kriegsschiffe „Adler" und „Eber" nebst zwei amerikanischen Kriegsschiffen
an den Korallenriffen des Hafens von Apia, und 95 deutsche und 50 ameri-
kanische Seeleute fanden dabei ihren Tod in den Wellen. Wegen der
gegenseitigen Eifersucht Englands, Amerikas und Deutschlands waren alle
Versuche, geordnete Zustände auf den Inseln herbeizuführen, vergeblich,
bis endlich im Jahre 1900 die Inseln geteilt wurden. Deutschland er-
hielt die beiden größten Inseln mit dem Hafen Apia, sowie die anliegenden
kleineren Inseln.
Bereits vor der Teilung Samoas hatte das Deutsche Reich auch in
China festen Fuß gefaßt. Und das war auch sehr notwendig. Der
deutsch - chinesische Handel hat sich in den letzten Jahrzehnten verdreifacht
und folgt heute unmittelbar, wenn auch in weitem Abstande, hinter dem
englischen. Die zunehmende Ausdehnung des Handels machte ferner seit
Jahren die dauernde Anwesenheit eines schützenden Kriegsgeschwaders
in den ostchinesischen Gewässern zur Notwendigkeit. Die Kriegsschiffe
brauchen aber ebenso wie die Handelsschiffe einen Zufluchtsort, in dem
sie ausgerüstet und ausgebessert werden, Kohlen und Lebensmittel
einnehmen oder Unterschlupf finden und dadurch ihre Schlagfertigkeil ver-
doppeln können. Bereits im Jahre 1870 wies der berühmte Erforscher
Chinas, Freiherr von Richthofen, auf die Kiautschou - Bucht hin, deren
große Vorzüge er klar erkannte, und seit dem Sommer 1897 war die
deutsche Regierung fest entschlossen, die Erwerbung der Kiautschou-Bucht
mit aller Kraft zu erstreben. Im November 1897 wurden in der
chinesischen Provinz Schantnng bei einer’ von den Behörden Chinas ge-
duldeten Aufhetzung zwei deutsche Missionare von einer aufgereizten
Volksmenge ermordet, während ein dritter durch Zufall dem Tode entging.
Da erschienen noch in demselben Monate plötzlich und unerwartet drei
deutsche Kriegsschiffe vor der Kiautschou - Bucht und besetzten die Bucht,
ohne seitens der Besatzung den geringsten Widerstand zu finden. Noch
an demselben Tage wurde, nachdem die chinesischen Truppen abgerückt
waren, unter dreimaligem Hurra die deutsche Flagge gehißt. Zum Zeichen,
daß Deutschland gesonnen war, die eben errungene Stellung unter allen
Umständen festzuhalten, wurde fast die gesamte Marineinfanterie und ein
Panzergeschwader unter dem Oberbefehle des Prinzen Heinrich nach
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Personennamen: Apia Freiherr_von_Richthofen Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: England Amerika Samoa Englands Amerikas Deutschlands Deutschland Deutsche_Reich China Chinas Chinas Deutschland
227
Aus den gestempelten Umschlügen wurden in der Folge die Frankocouverts,
und endlich löste sich von diesen die Freimarke, die sich jetzt sogar
im bürgerlichen Leben und Kleinverkehr eine Stelle als Zahlungsmittel
erworben hat.
Als das Jahr 1866 den Machtbereich des Preußischen Staates
erheblich ausdehnte und den ganzen Norden Deutschlands unter Preußen
als Vormacht einigte, da mußte die Taxissche Post verschwinden. Die
350jährige Gerechtsame des Hauses ward um die Abfindungssumme von
9 Millionen Mark beseitigt, und der ganze Apparat, einschließlich der
Generalpostdirektion zu Frankfurt am Main, ging an den Preußischen
Staat über, nicht ohne daß die Taxissche Verwaltung noch den Versuch
gemacht hätte, sich durch Eingehen auf die Forderungen der Neuzeit zu
behaupten.
Auch der überseeische Postverkehr hatte durch die ausblühende Dampf-
schifsahrt eine neue Entwicklungsstufe erreicht, man ließ fast bei jedem
Wind und Wetter die Postschiffe zu bestimmter Stunde in See gehen. Der
Norddeutsche Lloyd arbeitete Hand in Hand mit der deutschen Post und
gewährte dadurch die größten Vorteile. Innerhalb des Deutschen Reiches
woben die Eisenbahnen immer engere Netze, wodurch der Postverkehr an
Schnelligkeit gewann.
Der Generalpostmeister Stephan hatte seine erste folgenreiche Idee bereits
1865 der „fünften deutschen Postkonferenz", die in Karlsruhe tagte, vorgelegt,
nämlich eine Denkschrift, die zur Erleichterung und Beschleunigung des Post-
verkehrs die Einführung eines „offenen Briefes in gedrängter Form" empfahl,
die Postkarte. Stephan nannte seine Erfindung „Postblatt". Er mußte
aber fünf Jahre warten, ehe er seine Idee verwirklicht sah. Erst kurz
vor Ausbruch des Deutsch-französischen Krieges erfolgte endlich seitens der
deutschen Postverwaltung die Einführung der „Korrespondenzkarte". Wie
sehr die Post damit einem längstgefühlten Bedürfnisse entgegenkam, erhellt
daraus, daß gleich am ersten Tage der Einführung, am 25. Juni 1870,
allein in Berlin nicht weniger als 45000 Stück der neuen Karten verkauft
wurden. Noch deutlicher zeigte sich die Trefflichkeit der Postkarte während
des Krieges. Sie war es vor allem, welche den Verkehr unserer tapferen
Truppen mit den Lieben in der Heimat vermittelte. Durch die Leichtigkeit
ihrer Anwendung vermochte der Soldat im Felde recht oft Nachricht zu
senden; ja sogar nach eben beendeter Schlacht oder nahe dem Tode im
Lazarett, wo ein Brief der Umständlichkeit halber nicht zustande gekommen
wäre, vermochte der Krieger noch einige Worte auf die Postkarte zu
kritzeln. Der Umsatz an Postkarten betrug denn auch während der ersten
fünf Monate nicht weniger als 10 Millionen Stück.
Aber nicht nur für den Krieg, sondern hauptsächlich auch für die Zwecke
des Handels gewann die Postkarte weitgehende Bedeutung. Das Be-
dürfnis nach schriftlicher Mitteilung wuchs in demselben Verhältnis wir
die Leichtigkeit und Billigkeit der Beförderung.
Bald nach Deutschlands politischer Einigung erging auf Anregung
von Deutschlands tüchtigstem Postmann, dem weitschauenden Generalpost-
15*
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Stephan Stephan
Extrahierte Ortsnamen: Frankocouverts Deutschlands Frankfurt Main Karlsruhe Berlin Deutschlands Deutschlands
369
Im Laufe der siebziger Jahre entstand eine Reihe stattlicher Schlacht-
schiffe. Genügt ihre Zahl auch zum Küstenschutz und zur Verteidigung,
so darf doch nicht vergessen werden, daß es sich im Kriege auch darum
handelt, angriffsweise vorzugehen, und daß man dazu schwerer Schlacht-
schiffe bedarf. Weiter ist Deutschland mit Hilfe der Marine in den letzten
Jahrzehnten in die Reihe der Kolonialmächte eingetreten, und unsere
Kolonien umfassen viele Tausende von Quadratmeilen. Zu ihrem Schutze
muß auch die Kreuzerflotte vermehrt werden, und ebenso fordert dies die
wachsende Ausbreitung unseres Seehandels. Von Jahr zu Jahr kommen
wir den beiden Staaten, die uns im Seehandel noch voraussehen, Eng-
land und Amerika, näher; bereits haben deutsche Dampferlinien ein großes
Verkehrsnetz über alle Gewässer der Erde gebreitet.
Unser Kaiser hat aus all diesen Verhältnissen erkannt, wie notwendig
Deutschland eine seiner Stellung entsprechenden Flotte bedarf, und tritt
warm für sie ein. Seine gewichtigen Aussprüche „Unsere Zukunft liegt
auf dem Waffer" und „Bitter not tut uns eine starke deutsche Flotte"
fanden so großen Beifall bei dem deutschen Volke, daß alle Bedenken
schwanden und die neue Flottenvorlage Anfang 1900 vom Reichstag an-
genommen wurde. Danach soll unsere Flotte innerhalb der nächsten
16 Jahre ungefähr verdoppelt werden. Sie wird dann aus 4 Geschwadern
zu je acht kriegstüchtigen Linienschiffen nebst den dazu gehörigen Schiffen
— zu jedem Geschwader gehören 1 Kommandoschiff, 2 Reserveschiffe, sowie
12 größere und 30 kleinere Kreuzer — bestehen
Wie heldenhaft der Geist ist, der die Offiziere und Mannschaften
unserer jungen Marine beseelt, das hat sich oft schon gezeigt, am
bewunderungswürdigsten beim Untergange des Kanonenbootes Iltis im
Jahre 1896. Als das Schiff in einem jener gefährlichen Wirbelstürme,
die in den chinesischen Gewässern nicht selten wüten, auf einem Felsen
nahe dem Kap Schantuug scheiterte, da brachte, auf der Kommandobrücke
stehend, der Kommandant Kapitänleutnant Braun angesichts des Todes
ein dreimaliges Hurra auf den Kaiser aus, in das die Besatzung, die
auf das Hinterdeck geflüchtet war, donnernd einstimmte. Dann war er
verschwunden, eine überbrechende See hatte ihn mit sich in die Tiefe ge-
nommen. Nun aber stimmten die Mannschaften das Lied von der „Flagge
schwarz, weiß, rot" an. Kaum war der zweite Vers verklungen, da er-
tönte ein letzter, furchtbarer Schrei durch die Nacht. Das Hinterschiff war
gekentert und begrub die auf ihm Weilenden unter seinen Trümmern. Von
der Besatzung waren sämtliche Offiziere und 71 Mann ins Wellengrab
gesunken, nur elf konnten gerettet werden. Nach R. Wem».
158. Pie Erwerbung der deutschen Kolonien.
Seit der Begründung des neuen Deutschen Reiches hat kein Ereignis
der Geschichte innerhalb und außerhalb unseres Vaterlandes solches Auf-
sehen erregt als die Erwerbung deutscher Kolonien. Was die einen lauge
wünschten und erstrebten, die anderen zaudernd und vorsichtig erwogen
Lesebuch f. Fortbildungsschulen rc. Nllg. Teil. 24
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Amerika Deutschland
399
Sie fuhr sich mit der Schürze über die Augen. „Laß man jut sein,
Karl. Ick weeß ja, du kannst nischt vor. Hast dir immer jeschunden
wie een Tier — 's war nur der Wiesling, der Kerl..."
„Der Wiesling!" wiederholte er, dann nickte er ihr noch einmal zu
und stieg langsam die Treppe hinab. Vom Küchenfenster aus sah sie ihn
bald darauf vor der Werkstatt sitzen wie alle Tage.
Jetzt war aber der Platz auf dem Bretterhaufen leer. Sie dachte
nicht anders als, der Mann sei schon auf der Treppe; wie er indessen
nicht kam, lief sie die Treppe hinab, aber von Kern war auf dem Hofe
nichts zu sehen. Etwas beunruhigt fragte sie einen Jungen, der zwischen
den Brettern herumspielte, ob er nicht wisse, wo der Meister sei. „Der
Olle is in de Werkstatt jejangen", meinte der Bengel.
Frau Kern hatte kaum die Tür aufgestoßen, als sie zurücktaumelte.
Auf dem Haufen Hobelspäne in der Ecke lag langhingestreckt der
Meister. Das Käppchen war ihm vom Haupte gefallen, und in die grauen
Haare mischten sich die Holzspäne, aber das Gesicht sah so ruhig und
friedlich aus wie seit lange nicht.
Ein Herzschlag hatte dem Leben des Greises ein Ende gemacht . . .
Zwei Tage später in der Dämmerungsstunde bewegte sich den
Kottbusser Damm entlang nach dem Rixdorfer Friedhof zu ein kleiner
Leichenzug.
Der Leichenwagen war gerade am Eingang von Rixdorf angelangt,
als im schnellen Tempo ein eleganter Wagen mit zwei prächtigen Not-
schimmeln vorüberjagte. Darin saß ein einzelner Herr und Paffte seine Zigarre.
Das war die letzte Begegnung zwischen Herrn Wiesling und Meister
Kern. _______ _ Hanns v. Zobelug.
165. Die sosiale Gesehgednng des Deutschen Reiches.
Die wichtigsten Gesetze des Deutschen Reiches, die der Unterstützung
und dem Schutze des Arbeiters dienen, sind die drei Arbeiterver-
slcherungsgcsctze, nämlich das Gesetz über die Krankenversicherung,
die Unfallversicherung und die Jnvaliditäts-, Alters- und
Hinterbliebenenversicherung, sowie das Arbciterschuhgeseh. Den
Anstoß zu diesen Gesetzen gab Kaiser Wilhelm I. Am 17. November 1881
richtete er eine Botschaft an den Reichstag, worin er aussprach, daß der
Staat zur Unterstützung des Arbeiters verpflichtet sei. Er sagte: „Schon
im Februar d. I. haben Wir Unsere Überzeugung aussprechen lassen,
daß die Heilung der sozialen Schäden auf dem Wege der Förderung
des Wohles der Arbeiter zu suchen sein werde. Wir halten es für
Unsere kaiserliche Pflicht, dem Reichstage diese Aufgabe von neuem
ans Herz zu legen, und Wir würden mit um so größerer Befrie-
digung auf alle Erfolge, mit denen Gott Unsere Regierung sichtlich
gesegnet hat, zurückblicken, wenn es Uns gelänge, dereinst das Bewußt-
sein mitzunehmen, dem Vaterlande neue und dauernde Bürgschaften
seines innern Friedens und den Hilfsbedürftigen größere Sicherheit und
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
I, X>Ci Krieg
y
wäre auf solche weise die Türkei vernichtet worden oder höchstens noch
ein unbedeutendes Stück unter türkischer Scheinherrschaft übrig geblieben,
so hätten sowohl England als auch Rußland einen gewaltigen Zuwachs
an Macht und Einfluß davongetragen, ohne daß Deutschland eine Entschädi-
gung erhielt. Bereits war viel deutsches Kapital und viel deutsche Arbeit
in den Bau von Eisenbahnen auf türkischem Boden, vor allen Dingen bei
der Bagdadbahn, und in die türkische Armeereform, die von deutschen Offi-
zieren betrieben wurde, hineingesteckt worden. Die Auflösung der Türkei
hätte das alles zunichte gemacht und auch die Möglichkeit zerstört, die ge-
kräftigte, mit Eisenbahnen und einem guten peere versehene Türkei als
Bundesgenossen gegen einen englisch-russischen Überfall zu gewinnen, wie
richtig in dieser Beziehung die Rechnung der deutschen Politik gewesen ist,
das hat sich jetzt während des Krieges offenbart. Sowohl nach der englischen
Seite hin, durch den Marsch auf Ägypten, als auch gegen Rußland, durch
die Angriffe im Kaukasnsgebiet und im Schwarzen Meer, leisten die Türken
uns die besten Dienste.
Schon im Jahre ^909 sollte Serbien als Sturmbock für die russisch-
englischen Interessen gegen Österreich und damit auch gegen Deutschland
dienen. Die österreichisch-ungarische Regierung verkündete die staatsrechtliche
Bereinigung Bosniens, das schon seit dreißig Jahren von Österreich beseht
und verwaltet war, mit der Monarchie. Daraufhin protestierte Serbien unter
dem Borgeben, seine Zukunftshoffnungen, einmal ans Meer zu gelangen,
würden dadurch bedroht. Rußland und England bliesen kräftig ins Feuer
hinein, aber da Rußland in Wirklichkeit vom japanischen Kriege her noch viel
zu sehr geschwächt war, um zu den Waffen greifen zu können, Österreich-
Ungarn und Deutschland aber sich nicht einschüchtern ließen, so mußten die
Gegner den Rückzug antreten. Die serbische Regierung gab das feste Ber-
sprechen, alle Wühlereien gegen Österreich-Ungarn, die ganze groß-serbische
Hetze, die darauf ausging, die österreichischen Serben ihrer Staatstreue
abwendig zu machen, bedingungslos einzustellen. Bon Anfang an aber war
inan in Serbien entschlossen, dieses versprechen nicht zu halten, und die
Ermordung des österreichischen Thronfolgers und seiner Gemahlin, Ende
Juni \9\$ in Sarajewo, war nur ein Siegel auf den schon fünf Jahre vorher
beschlossenen Bruch des serbischen Wortes.
Bon der mißglückten Aufrollung der serbischen Frage im Jahre ^909 an
drehten sich alle Bemühungen der russischen Politik darum, stark genug gegen
Österreich-Ungarn und gegen Deutschland zu werden, die den weg zur Ver-
wirklichung der russischen Ideale gegenüber der Türkei und gegenüber der
Balkanhalbinsel versperrten. Rußland hatte außer den: angeblichen Testament
Peters des Großen, von dem es heißt, es mache den russischen Kaisern
zur Pflicht, das Erbe des alten oströmischen Reiches zu erobern, auch noch
ein zweites politisches Ideal, den sogenannten Panslawismus aufgestellt.
Dies Ideal besagt in russischem Sinne, daß alle Slawen unter die Herrschaft
Rußlands gebracht werden sollten. Es richtete sich also nicht nur auf die
Unterwerfung der Balkanslawen, der Bulgaren und Serben, sondern auch
gegen den Bestand Österreich-Ungarns, das mehr als zur Hälfte von Slawen
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Extrahierte Personennamen: Rußland Peters
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland Serbien Deutschland Bosniens Serbien England Ungarn Deutschland Serbien Sarajewo Deutschland
Iii. Unsere Marine
69
J. Die Marine im Kriege.
Der Krieg, welchen Großbritannien zur 5ee gegen uns führt, ist während
des ersten Vierteljahres ganz anders verlaufen, als viele Deutsche sich wohl
gedacht haben. Große Seeschlachten haben bis zürn Ende des Monats No-
venrber nicht stattgefunden, die englische wie die deutsche Bauptflotte haben
sich bisher zurückgehalten, und inan hat eigentlich nur gehört von einigen
Kreuzergefechten in der Nordsee und auf den Ozeanen, ferner von der
Tätigkeit der Unterseeboote, wie läßt sich diese scheinbare Untätigkeit der
thauptflotten erklären? warum greift Großbritannien nicht mit seiner
weitüberlegenen Flotte an, wie es in Friedenszeiten so oft in Großbritannien
drohend ausgesprochen und vorausgesagt worden ist?
In der ersten Periode des Krieges bestand der Grund wohl haupt-
sächlich darin, daß man einerseits glaubte, die deutsche Flotte werde bald
von selbst aus der deutschen Bucht der Nordsee herauskommen und den
Entscheidungskampf suchen. Die britische Admiralität wollte diesen Ent-
scheidungskampf aber nicht in der Nähe der deutschen Küsten ausfechten,
weil die deutsche Flotte dort, nahe an ihren träfen, an den deutschen Küsten-
befestigungen und nicht weit von den Kanonen der Insel Helgoland,
unterstützt von Torpedobooten und andern Waffen des Kleinkrieges, eine
vorteilhaftere Position haben würde, als vergleichsweise die englische. Die
britische Admiralität sagte sich ferner: mit der Entscheidungsschlacht habe
es keine Eile, denn den deutschen Seehandel könne man ohne weiteres ab-
schneiden. Das ist bekanntlich auch geschehen dadurch, daß die Ausgänge der
Nordsee und die Fahrstraßen auf den Ozeanen durch britische Kreuzer dauernd
überwacht wurden; jedes deutsche Handelsschiff fing man ab, und bald wagten
sich auch keine neutralen Handelsschiffe mehr nach den deutschen Bäfen.
Die deutsche Flotte konnte diese Abschneidung vom Welthandel und Welt-
verkehr nicht hindern; die deutschen Nordseehäfen in der Jade, Elbe und
Ems liegen zu weit von den Nordseeausgängen entfernt, chätte die deutsche
Flotte einen solchen Versuch gemacht, so würde die britische Flotte sie ruhig
etwa bis an den Ärmelkanal haben fahren lassen. Dann würde sie ihr die
Rückkehr nach den deutschen träfen abgeschnitten und sie draußen in der
Nordsee mit überwältigender Übermacht angegriffen und vernichtet haben.
Dem konnte und durfte die deutsche Flotte sich also nicht aussetzen. Sie
mußte sich zurückhalten, die Ereignisse des Krieges aufmerksam beobachten
und bei günstiger Gelegenheit zum Bandeln benutzen. So ereignete sich
während des ersten Kriegsvierteljahres außer kleineren unbedeutenden
Plänkeleien zwischen den beiden Flotten nichts. Dafür traten aber zwei
andere Faktoren auf, mit denen die Engländer vorher nicht gerechnet hatten:
die deutschen Minen und die deutschen Unterseeboote. Deutsche Minen
sind von Anfang des Krieges an an den großbritannischen Küsten gelegt und
hinderten dort sowohl den britischenbjandel wie die Bewegungen der britischen
Kriegsschiffe. Die deutschen Unterseeboote steigerten die Unsicherheit noch
viel mehr, so daß Anfang November die britische thauptflotte teils in einigen
Bäfen versteckt lag, teils die Nordsee verlassen hatte. Der britische Handel
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